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Die zügellose Spielkultur in Londons Gentlemen's Clubs

Autor: Leon Roth, 1.07.2020 (Update am 1.09.2020)
Das Glücksspiel ist seit langem ein fester Bestandteil in der britischen Gesellschaft. Daher ist es überraschend, dass das Thema dem Interesse der Historiker weitgehend entgangen ist. In diesem Artikel werden wir uns mit der Geschichte des Glücksspiels befassen und insbesondere die Beziehung zwischen dem Glücksspiel und den Gentlemen's Clubs in London im späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts näher anschauen. Eine Zeit der Aufklärung, der industriellen und technologischen Innovation, aber auch der Armut, der Sklaverei und der kolonialen Expansion. Es war eine Zeit der Gegensätze – das Glücksspiel gewann immer mehr an Attraktivität und blühte inmitten der britischen Oberschicht auf. Dies führte dann in der Mitte des 19. Jahrhunderts zur Einrichtung institutionalisierter Casinos.
A Club of Gentlemen von Joseph Highmore, c. 1730 Share on Pinterest

Die Herkunft des Glücksspiels

Das Glücksspiel gibt es seit Anbeginn der Menschheit. Es gibt Beweise, die bevor die Geschichte geschrieben worden ist, bis in die Altsteinzeit zurückreichen. Archäologen haben in Mesopotamien einen sechsseitigen Würfel aus der Zeit um 3000 v. Chr. Gefunden. In England gibt es seit über einem Jahrtausend eine Spielkultur der Arbeiterklasse in Gasthäusern, Tavernen und anderen Einrichtungen im ganzen Land. In diesen Lokalitäten wurde gerne auf Tierkämpfe und andere aggressive Sportarten und Wettkämpfe gewettet. Glücksspiele, die mit einem Würfel gespielt wurden, waren im 14. Jahrhundert weit verbreitet. Sie waren deshalb so beliebt, weil sie kein Können voraussetzten. Spiele dieser Art waren “hazard”, “queek” und “chequers”. Was im Laufe geschah und warum wir unsere Aufmerksamkeit auf die Herrenclubs richten, werden wir dir in den nächsten Abschnitten zeigen.

Der Aufstieg des Glücksspiels in der britischen Oberschicht

Das Glücksspiel wurde in England Ende des 18. Jahrhunderts immer raffinierter und dies wirkte sich auch auf alle Ebenen der Gesellschaft aus. Im 18. Jahrhundert wuchs London rapide. Als Folge der frühen Aufregung der industriellen Revolution und der Rolle der Stadt im Zentrum des expandierenden britischen Empires, stieg die Bevölkerung von 200.000 (zu Beginn des 17. Jahrhunderts), auf 5 Millionen an. In dieser Zeit kam es in Großbritannien zu einer Zunahme des Reichtums und des Luxus, was darauffolgend auch zu einer Zunahme der Freizeitgestaltung führte. Die Londoner Clubs wurden zum Mittelpunkt des Glücksspiel-Lebens vieler etablierter Linien und zogen Männer aus den oberen Schichten der Gesellschaft an. Dies hat eine logische Erklärung – denn die Oberschichten haben viel mehr Zeit und Reichtum, die sie für das Glücksspielen zusammen ausgeben können.

Ein weiterer Grund für das Aufblühen des Glücksspiels in dieser Zeit könnte in der Natur des Glücksspiels selbst liegen. Doch hierbei wird noch spekuliert. Die Finanzrevolution ermöglichte es, Geschäfte mit geliehenem Kapital zu betreiben, und machte die Idee der Spekulation als Mittel zur Gewinnerzielung populär. So wurden Spiel und Glücksspiel in einer Gesellschaft romantisiert, die ganz offensichtlich dem Luxus und dem Lob der Spekulation verfallen war.

Die zunehmende Rolle der Gentlemen’s Clubs

Die ursprünglichen Clubs wurden im West End von London gegründet. Heutzutage wird das Gebiet von St. James’s immer noch manchmal als “Clubland” bezeichnet. In vielen Fällen gingen die Clubs im 18. Jahrhundert aus den Kaffeehäusern hervor und gewannen im 19. Jahrhundert an Bedeutung und Einfluss. Die ersten Clubs, wie White’s, Brooks’s und Boodle’s, waren Treffpunkte der Aristokraten und boten eine sichere Umgebung für das Glücksspiel, das außerhalb dieser Einrichtungen illegal war. Die Clubs wurden im 19. Jahrhundert sehr beliebt. Diese Expansion ist zum Teil auf die großen Erweiterungen der Franchise in den Reformgesetzen von 1832, 1867 und 1885 zurückzuführen. Viele Männer suchten diese Clubs auf, da diese ihnen das Gefühl gaben, mit einer Mitgliedschaft den erhöhten Status als Gentleman erlangen zu können.

Außerdem erlangten dadurch Hunderttausende von ihnen dadurch das Wahlrecht. Da die bestehenden Clubs nicht bereit waren, solche neu befreiten Männer aufzunehmen, begannen sie, ihre eigenen Clubs zu gründen. Die Clubs der wohlhabenden Männer wurden oft als die “goldenen Höllen” bezeichnet, während die Clubs der unteren Klassen die “kupfernen Höllen” waren. Die “goldenen Höllen” konnten der Schließung durch die Behörden aufgrund ihrer Verbindungen zu Gesetzgeber und Staat, die mit einer Clubmitgliedschaft verbunden war, entgehen. Einige der größten und verfallensten Clubs in London waren White’s, Brooks’s, Almack’s und The Cocoa Tree.

Gentlemen’s Clubs und die Integrität der wohlhabenden Männer

Die Bedeutung des Clubs für die Integrität eines wohlhabenden Mannes

Die Mitgliedschaft in einem Gentlemen’s Club war entscheidend für die Integrität eines Mannes von hohem Ansehen und Reichtum. Die Clubs waren ein Ort für Geschäfte, parlamentarische Diskussionen und die Förderung politischer Netzwerke. Sie waren nicht nur ein Ort für ernsthafte Diskussionen, sondern auch ein Ort der Freizeitgestaltung, ein zweites Zuhause, in dem die Männer trinken, sich vergnügen und spielen konnten. Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Clubs zu Treffpunkten für Männer mit gleichen Interessen, z.B. Politik, Sport, Literatur, Kunst, Reisen, Autos oder anderen Themen. In anderen Fällen wurden die Mitglieder nach ihrer Mitgliedschaft in der gleichen Schule, Universität oder durch die Zugehörigkeit zum gleichen Zweig der Streitkräfte in einem Club versammelt.

Gentlemen bevorzugen Whist

Die Art der Spiele, die in den Herrenclubs gespielt wurden, bildeten eine weitere Trennlinie zwischen der Aristokratie und den unteren Schichten. Während die meisten Spiele der unteren Klassen, wie z.B. Würfelspiele, auf reinem Glück beruhten, erforderten die Spiele in den Herrenclubs mehr Geschicklichkeit. Daher zog der Adel das Kartenspiel vor, da es sich hierbei um eine Spielart handelte, die anspruchsvollere Fertigkeiten voraussetzte. Whist war das beliebteste Spiel der Herren und der direkte Vorläufer von Bridge.

Das Spiel wurde unter anderem deshalb so beliebt, weil ein Mann die richtige Spielstrategie veröffentlichte und dadurch zu einer Formulierung der Regeln beitrug. Es ist ein klassisches Trickkartenspiel, welches sich aus einem wissenschaftlichen Spiel und den Kenntnissen eines Fachjargons zusammensetzt. Das Spiel erforderte ein gutes Bildungsniveau und die erfahrenen Kartenspieler erhielten Ansehen von Ihresgleichen. Außerdem war dies ein Wettspiel, und diejenigen, die große Wetten abschlossen, konnten sich auf diesem Weg einen guten Ruf verschaffen. Einer von ihnen war der Herzog von Wellington, der Berichten zufolge jeden Abend bei White’s 100.000 Pfund auf Whist setzte. Wenn du dich für die Spielregeln interessierst, kannst du sie hier in unserem Artikel über Whist lesen.

Gentlemen beim spielen von Whist in einem Londoner Club

The White’s Club – Jede aktuelle Angelegenheit ist einen Einsatz wert

White’s wurde 1693 gegründet und ist der älteste existierende Gentlemen’s-Club in London. Seine Wettbücher geben uns Informationen über die ausufernde Glücksspiel Kultur im 19. Jahrhundert. Es wurden Wetten zu den aktuellen Themen der Zeit wie Krieg, Wirtschaft, Politik abgeschlossen. Jede aktuelle, diskutabel erscheinende Affäre war eine Wette wert, auch Klatsch und Tratsch über Beziehungen und Ehe. Zum Beispiel wettete Mr. Howard im April 1809 mit Mr. Osbon 10 Guineen, dass Lord Folkestone Miss Taylor nicht vor einem bestimmten Tag, also vor zwölf Monaten, heiratet. Die Themen der Wette waren manchmal absurd, z.B. gab Herr Boothby im Juni 1771 Herrn Fawkner 5 Guineas, um 100 Guineas zu erhalten, wenn der Herzog von Queensbury um halb sechs spät-nachmittags am 27. Juni 1773 stirbt.

Zu anderen Zeiten könnte es dunklere und unheimlichere Wetten gegeben haben. Es gibt eine Geschichte, die besagt, dass die Mitglieder von White, darüber gewettet haben, ob ein Mensch 12 Stunden unter Wasser überleben könnte. Der Einsatz betrug angeblich £1500, und der Gewinner wurde entschieden, als die beiden Männer einen “verzweifelten Burschen” anheuerten, ihn mit einem Schiff versenkten und ihn nie wieder hörten oder sahen. Obwohl es in dem Buch vom White’s keine Beweise für diese Wette gibt, gibt sie uns einen Einblick in die absurde Natur der Wettkultur, die in diesem Jahrhundert vorherrschte.

White’s Club in  der St James Street

Der Almack’s Club – der Sammelpunkt von Rang, Reichtum und Schönheit

Almack’s wurde 1762 von einer Gruppe Herren gegründet. Der Klub war ursprünglich ein Versammlungsraum für Tanz, Kartenspiele und andere Unterhaltungsangebote. Später entwickelte er den Ruf des Glücksspiels und der Völlerei. Außerdem war er der unmittelbare Vorläufer von zwei der Top-Clubs in der St. James’s Street – Brooks’s und Boodle’s. Es scheint, dass der Club in Opposition zu White’s gegründet wurde, vielleicht sogar aus politischen Gründen. Was Almack’s einzigartig machte, war die Tatsache, dass er Frauen aufnahm. Er hatte nicht den politischen Club-Status von White’s oder Brooks’, behielt aber eine Aura der Seriosität. Die Zeitschrift Life of London beschrieb den Club als: „Den Sammelpunkt für Rang, Reichtum, Talente und Schönheit … den Meridian von Mode, Stil, Eleganz und Manieren”.

The Brooks’s Club – tiefsinniges und konstantes Glücksspiel

Brooks’ gilt als der berüchtigteste der Spitzenclubs, was zum Teil auf die reiche und vielfältige Sammlung von Wetten in seinen Büchern zurückzuführen ist. Das Interessante an dem Club ist, dass die Mitglieder, mit einem Durchschnittsalter von nur 25 Jahren, sehr jung waren. Der Club wurde so konzipiert, dass nur wenige Auserwählte Wetten abgeben konnten, so dass die Mitgliedschaft stark eingeschränkt war. Das Spielen war für diese jungen Männer intensiv und konstant, während aristokratische Manieren und Vornehmheit für sie nicht die Priorität waren. Ein Bild aus dem Jahr 1772 zeigt die Mitglieder des Clubs, wie sie um einen Tisch bei Brooks spielen, als Hexen verkleidet und sagen: „Doppelt, Blase, Mühe und Ärger”. Die Leidenschaften brennen und die Wetten sind doppelt so hoch!”. Das rituelle Glücksspiel der Clubmitglieder wurde als unmenschlich empfunden.

Brooks’s Club in der St James Street

Kapital zu riskieren ist mehr wert als es zu gewinnen

Die absurden Beispiele aus den Wettbüchern der verschiedenen Herrenclubs zeigen uns, dass das Gewinnen in der aristokratischen Spielkultur einfach nicht so wichtig war. Es war weitaus wichtiger, dabei gesehen zu werden, wie man sein Kapital riskiert, als unbedingt zu gewinnen. Außerdem stand die Ehre im Mittelpunkt des “aristokratischen Kodex”. Ein Mann würde eine große Summe Geld setzen und verlieren, aber er würde nie seine Beherrschung und seine vollständige Integrität verlieren. Sonst wäre Charles Fox, der prominente britische Whig-Staatsmann, weit vor seinem Bankrott aus Brooks’ Haus geworfen worden.

Die Wähler mögen sich vielleicht für das Spielproblem des Politikers interessiert haben, aber die Mitglieder seines Clubs waren daran sicherlich nicht interessiert. Die Besitzer von White’s und Brooks’s waren äußerst erfolgreich und würden den Weg für Crockford’s als Epizentrum des Glücksspiels in London ebnen. Eine Bevölkerung von Verlierern würde zur Etablierung einer alternativen Kultur von Nicht-Elite-Glücksspielern führen, die jeden Vorteil nutzen würden, um zu gewinnen. Außerdem zeigt die Glücksspiel Literatur jener Zeit, dass es eine Gegenkultur des immer gewiefter und taktischer werdenden Glücksspiels gab. Hier wurde die aufkommende Wissenschaft der Wahrscheinlichkeiten und das vielfältige Portfolio von Spielhandbüchern genutzt.

Der Crockford’s Club und die Veränderung in ein institutionalisiert Casino

Die englische Glücksspielkultur hat sich zwischen den 1790er und 1840er Jahren drastisch verändert. Eine der treibenden Kräfte für die Förderung der gemeinsamen Spielbanken war die Erfolgsgeschichte von Crockford’s. William Crockford war ein geschickter Buchmacher, Geschäftsmann und Glücksspielkapitalist. Die Mitgliedschaft bei Crockford’s war nicht so restriktiv wie die von White und Brooks. Die Türen des Clubs standen Tausenden von Mitgliedern offen. Es war die erste Spielhalle in London, die ganz und gar einem modernen Kasino glich, und zudem der Katalysator für die Zunahme der Glücksspieleinrichtungen war.

Diese modernen Häuser waren stilvoll eingerichtet und für die Herren attraktiv. Während Crockford das Glücksspiel weniger elitär gestaltete, setzte die Regierung der Verbreitung neuer Glücksspieleinrichtungen am unteren Ende der Gesellschaft Grenzen. Die Kluft zwischen dem Glücksspiel der oberen und der unteren Klasse verringerte sich allmählich. Dies führte Mitte des 19. Jahrhunderts zur Gründung des institutionalisierten Casinos, die den Weg für gute Online Casinos für deutsche Spieler geebnet haben.

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